Auspuffausbrennen   

am 22. Oktober 2006

Raus aus den Garagen zum Auspuffausblasen    

Am Sonntag, 22. Oktober 2006, starteten dreizehn Oldtimer der Roadster Interessengemeinschaft Ortenau (RIGO) zur letzten Ausfahrt der Saison, dem Auspuffausbrennen.

Mit sicherem Gespür für den Streckenverlauf zieht Gerhard, TR6 Fahrer und heute für Vorbereitung und Organisation der Ausfahrt verantwortlich, die Fahrzeugkolonne ab dem Offenburger Messeplatz hinter sich her. Es ist zehn Uhr. Die Sonne veredelt bereits den Herbsttag und vergoldet ihn zuverlässig bis zum Abend. Sonnenbrillen, warme Kopfbedeckungen und Jacken gehören trotzdem heute zur Grundausstattung, denn der Fahrtwind bleibt beständig kühl.

Ich sitze im Grünen. Neben mir der zusammengeklappte Rollstuhl von Ruth. Vor mir im Cockpit Frank am Steuer, neben ihm Ruth. Mit ihrer Kamera wird sie den Tag über viele Foto-Shootings durch die Windschutzscheibe machen. Der Grüne ist Franks Rover mit der Farbbezeichnung British Racing Green, dem traditionellen, unverwechselbaren Grün, das die Engländer seit ihrer Teilnahme an Autorennen ihren Rennwagen aufs Blech gebrannt haben.

Wir fahren dem ersten Etappenziel, dem Escheck bei Schönwald, entgegen. Kinzigtal aufwärts immer schön auf Nebenstraßen, denn wir sind auch eine Gemeinschaft der Lebensgenießer. Nach einer harmlosen Zwangspause in Gutach-Turm mit Tank und  PP - Stopp kommen die Oldies auf bergiger Strecke auf die richtige Betriebstemperatur. Die Wagen knattern, beben, pulsieren. Wir fahren keine schnelle Hatz. Gerhards Triumph sorgt für genüsslich entspanntes Landstraßensurfen. Auf der Hochebene bei Körnbach, Fohrenbühl, Langenschiltach und Staude korrespondieren die Farben der Oldies mit den herbstlichen Farbtönen. Das Gelb eines TR6 leuchtet sonnig. Das Amaryllisrot des Fiat Spider und des Mazda MX5 tönt tief und geerdet. Das Grün eines anderen TR6, eines MG Midged, eines Pontiac und des Rovers fügt sich in die Blätterwelt harmonisch ein. Das Rot von Gerhards TR6 ist laut und glühend. In einem Ford Sedan spiegeln sich die pastellgrünen Farblagen der Natur wider. Das leuchtende Orange eines Audi 80 hält dem Vergleich zur Kürbisfarbe durchaus stand. Im Blaugrau eines VW Golf Cabrio, im Silbergrau eines Mercedes SL und eines Porsche Spider erkennen wir die Farbschattierungen der vielen Löschteiche, die wie glänzende Augen in dieser dünnbesiedelten Landschaft eingebettet liegen. In den langgezogenen Kurven rollt die Oldie-Kolonne besonders gut - das Feld zieht sich weit auseinander und wirkt vor der Schwarzwaldkulisse wie eine Hollywood-Film-Sequenz.

Auf eintausend Meter Höhe nun die Mittagsrast auf dem Escheck. Das Gasthaus Kreuz ist für die 28 angemeldeten Teilnehmer bestens geröstet und bei dem routinierten Service gibt es keine Wartezeiten. Während Frank vor der Weiterfahrt mit seinen meisterlichen Kraftfahrzeugmechanikerhänden in den leicht übelgelaunten Vergaser eines MG Midget greift und ihn neu einstellt, taucht plötzlich ein knallrotes Fahrzeug auf und schwenkt zu uns auf den Parkplatz. Der "Besuch" ist ein Austin Healey, vermutlich aus den Sechzigern, und wird zur "One - Man - Show". In Rennrot mit weißen, runden Startnummerfeldern an Türen, Motor und - Heckklappe ist er ein echter Hingucker und präsentiert sich in Topzustand. Meinungsaustausch und Fachsimpeln mit dem zwirbelbärtigen Fahrer versteht sich von selbst.

Die zweite Etappe fährt uns über Schönwald, Schonach, durchs Prechtal nach Elzach hinunter und zur Heidburg wieder hinauf. Hier werden die Schaltknüppel zum Joystick. Die Räder schmiegen sich in den Kurven kontaktfreudig an den Asphalt. Ruhig und stark lassen sich die einhundertfünfzig PS von Franks Rover bei souveränem Fahrstil lenken. Gelegentlich knarrzt Frank: "Zack, wieder die Zähne geputzt", wenn das Getriebe keinen makellosen Zahnkranz mehr zu bieten hat. Bei Baujahr 1973 ein entschuldbares Geräusch. Ruth und ich schmunzeln. Frank hat noch nie ein neues Auto besessen. Das ist wahre Leidenschaft!

Von der Passhöhe der Heidburg aus schlängeln wir uns auf der engen Höhenstraße zum Biereck. Vorbei an zahlreichen Wanderern wird unsere Schlange selbst zur Sehenswürdigkeit.

Nach der Kaffeepause im Gasthof Biereck schrauben wir uns in Sprintetappen durch enge Haken hinunter ins Welschensteinacher Tal nach Biberach zur B 33 und damit zurück in die heimatlichen Orte und Garagen. Einige der Oldies halten ab November Winterschlaf in ihren Autopyjamas - für die war es wirklich das Auspuffausbrennen. Ich, sonst Co-Pilotin im TR6, nehme Abschied von Franks Grünem. Komfortabel und geräumig war's - im Vergleich zum schuhschachtelgroßen Fahrraum des Triumphs.

Kompliment von allen Teilnehmenden an Gerhard, der für eine gelungene Saisonabschlussfahrt gesorgt hat. Die Piloten wurden fahrtechnisch herausgefordert an entsprechenden Berg und - Talstrecken. Einhundertfünfzig Kilometer hat Gerhard "seine" Kolonne mit sicherem Gespür durch den herbstlichen Schwarzwald gezogen.

Bericht: Susanne Vaternahm