Fahrt in den Mai 2006   

Richtungsweisende Arme statt Streckenplan

Am Sonntag, dem 30. April 2006, starteten zwölf Fahrzeuge der IG Roadster zu einer gemütlichen Herausforderung auf kurvenreichen Berg und -Talstrecken durch die Ortenau.  

Offenburg/Messeplatz:  

Der Morgen ist frühlingsfrisch - nach einer Nacht, in der es gebietsweise noch Fröste hatte. Einige gähnen verstohlen. Es ist noch früher Sonntag für die, die als Unruheständler das Ausschlafen gewöhnt sind.  

Man steht in Gruppen zusammen, freut sich auf eine Tagestour, tauscht sich aus: "Was macht denn deiner? Hast schon einige Ausfahrten gemacht?"  

Volker (Börsig) trommelt die Fahrer und Co-Piloten zusammen und verkündet präzise und humorvoll:  
"Diesmal gibt's keine Tourenpläne, sondern andere Spielregeln.

Richtungsweisende Arme statt Streckenplan
Das erste Fahrzeug kennt die Strecke und fährt auch immer als Erstes voraus. In diesem Fall Hajo (Kaechelen) mit seinem "maigelbgrünen" MGB GT Coupe. Das letzte Fahrzeug in der Kolonne ist Frank (Strittmatter) mit seinem dunkelgrünen ROVER und wird es auch als Besenwagen bis zum Ziel bleiben.  

Bei den übrigen Fahrzeugen gibt es ein rotierendes System innerhalb der Kolonne, das heißt sobald unser "Leader" (Hajo) dem folgenden Wagen ein Zeichen gibt, hält dieser und zeigt die Richtungsänderung an. Wenn dann alle den "Winker" passiert haben, schert dieser vor dem Besenwagen wieder ein. Bei der nächsten Richtungsänderung beginnt das Spiel von neuem. So fährt jeder mal ganz vorne mit und rutscht auch wieder nach hinten durch.  

Irgendwann bei dieser Ausfahrt wird auch Gerhard, mein Pilot, nach Anweisung, an einer Kreuzung stehen und den richtungsweisenden Arm aus dem Fenster strecken.  

"So könnten wir bis Italien fahren und keiner geht verloren", schließt Volker zuversichtlich. Das scheint mir, als Neuling in der Gemeinschaft, beruhigend, ist es doch nicht gerade einfach zwölf Fahrzeuge über rote Ampeln, geschlossene Bahnschranken und andere Hindernisse zusammen zu halten. Volker konnte nicht ahnen wie schnell gleich drei Fahrzeuge verloren gingen.  

Autotüren klappen zu - es geht los.  

Gemütliche Herausforderung

Die Fahrer der Autos, mit denen man nicht zur Arbeit sondern zum Vergnügen fährt, lassen die Motoren brummen. Die Oldtimer formieren sich zwischen Hajo und Frank zu einer sehenswerten Kolonne.  

Fast aus Offenburg hinaus und schon ein erster unvermittelter Halt der ganzen Kolonne. Einer hechtet aus seinem Fahrzeug heraus und verschwindet in einem Reihenhaus.  

Es spricht sich schnell herum: Handy vergessen!  

In Rammersweier gleich der zweite Zwischenfall. Einige haben es noch geschafft - wir in unserem TR 6 und alle folgenden nicht. Festlich gewandet überquert gemüchlich eine Prozession zu den Klängen einer Blaskapelle die Straße und wir erinnern uns, dass heute "weißer Sonntag" ist.  

Am Straßenrand nutzen zahlreiche Verwandte und Freunde der Kommunionkinder die Gelegenheit, ohnehin mit Kameras behängt, uns Exoten abzulichten.  

Baustelle in Durbach nichts für schwache Nerven

Im Weinort Durbach entpuppt sich die lange Baustelle als reinste Schotterpiste. Im Schneckentempo passieren die Fahrer, um den empfindlichen Unterbau ihrer wertvollen Fahrzeuge besorgt, die steinige Ortsdurchfahrt, an der schon seit über einem Jahr gebaut wird.  

Den anschließenden kleinen Pass, von dem aus es nach Oberkirch geht, nehmen die Wagen elegant und mühelos. Ich habe das Gefühl einer zieht den anderen hoch. Weingüter, Weinberge, blühende Obstbäume und Löwenzahnwiesen (ach, wär ich doch eine Kuh und könnte reinbeißen!) säumen unsere Strecke bis es uns und zwei andere Wagen am Kreisverkehr vor Oberkirch völlig unvermittelt trifft.  

Drei Roadster driften ab

Den richtungsweisenden Arm deuten wir und zwei folgende Wagen falsch - oder war es ein Konzentrationsfehler? Während der Ortsdurchfahrt durch Oberkirch wird uns klar, dass wir irgendwie den Anschluss verpasst haben?

Sollten wir ein romantisches Promillesträßchen zur Kalikutt verfehlt haben?  

Jetzt geht alles ganz schnell. Handy - Volker anrufen - vermissen die Kolonne. Wo seid ihr? Volkers geerdete Stimme: - Wir warten auf euch in Ödsbach. - Wendemanöver nach Volkers Angaben.  

Nach zehn angespannten Minuten nehmen wir wieder Führte auf. Am Straßenrand wartet tatsächlich die ganze Roadster - Bande und nimmt uns wieder in ihre Mitte auf. Gemeinschaft tut gut.  

Wagen werden gefordert

Auf der Strecke zur Kalikutt ist Bodenhaftung wichtig. Alpenähnlich schraubt sich die kurvige schmale Straße vorbei an romantischen Bachläufen immer höher hinauf in die Berge. Der Asphalt ist uneben und erfordert vieles Schalten und Improvisationstalent.  

Auf die richtungsweisenden Arme an Kreuzungen sind wir angewiesen, weil die Fahrzeugkolonne sich am Berg PS - bedingt auseinander zieht.  

Verschnaufpause in der Waldpension-Moosbach oberhalb von Nordrach

Wir sitzen nach der "Arbeit im Cockpit" gemütlich eng beieinander im Gasthaus "Moosbach".  

Ausgetauscht werden Fahrverhalten, Restaurierungsprobleme, Tipps zu Fragen rund ums Vehikel und dem schönsten Hobby der Welt.  

Die Kinder sind froh, nach dem Essen endlich wieder herumspringen zu können.  Nach einem letzten Espresso startet die "Bande" wieder. Einige müssen geschickt manövrieren, da die Parkvorrausetzungen nicht für alle Wagen ideal waren.  

Unheilvolle Rauchwolken aus Rolands Triumph

Die steile Fahrt durch Haarnadelkurven über den Löcherberg hinunter nach Nordrach Kolonie erweist sich für Roland (Teufel) und seinen TR 6 von 1972 als Erlebnis der besonderen Art. Wir sind mit unserem TR dicht hinter ihm und beobachten plötzlich, wie sein Auspufflwolken ausstößt. Anfangs denken wir an kleine Unregelmäßigkeiten des Motors. Doch je länger wir ihm auf den Fersen sind, umso besorgniserregender wird das Einmiefen, vor allem für die Roadster, die nach uns "oben ohne" fahren.  

An der Kreuzung in Unterharmersbach entschließen sich Roland und seine Frau Margit, nachdem vermutlich auch die Lichtmaschine nicht mehr ganz tauglich ist, abzubrechen und nachhause zu fahren.  

(Wie wir nachher bei einem Telefonat erfuhren, kamen Roland und Margit einen Kilometer vor ihrer Haustür zum Stehen - wurden dann vom Sohn abgeschleppt).  

Wir anderen fahren im Schritttempo durch Zell, weil dort der Berglauf auf den Brandenkopf die Straßen mit Läufern und Schaulustigen verstopft. Bewundernde Blicke gelten unseren gepflegten Fahrzeugen.  

Am späten Nachmittag jagen wir die Passhöhe zum Schönberg hinauf. Unser Triumph liebt diese Strecke, weil er weiß, dass diese Straße zur Werkstatt von Jürgen Deusch (Oldtimerspezialist) nach Seelbach bei Lahr führt und ihm dort immer besondere Hilfen eingebaut werden.  

Lebensmüde Motorradfreaks überholen immer wieder in riskanten Manövern die Roadster - Kolonne auf der Passstrasse. Hier ist solide Straßenlage von allen Verkehrsteilnehmern vonnöten.  

Abschluss bei Musslers Küchenstudio in Friesenheim

Letzte richtungsweisende Arme und wir sind komplett und heil in Friesenheim angekommen. Vor Musslers großem Küchenhaus erwartet uns eine Bewirtung mit Überraschung.  

Volker (B) schnappt sich einen Sohn von Susanne und Wolfgang Mussler und hebt ihn für alle sichtbar hoch.  "Hier, das Kommunionkind!"

Aha, deshalb Getränke und Kuchen wer will. Drinnen feiert die Festgesellschaft.  Hinter uns liegt eine Schwarzwaldtour, die vom Gemeinschaftssinn der Roadsterfreunde lebte. Jeder Fahrer und alle BeifahrerInnen werden sich gerne an die eigenverantwortlichen Spielregeln erinnern, die mit schöner Selbstverständlichkeit die HERDE zusammen hielten und ein unvergessenes Fahrerlebnis bleiben werden.

Von Susanne Vaternahm