2008 Auspuffausbrennen durch den mittleren Schwarzwald   

19. Oktober 2008

Kurzweilige Ausfahrt über ländliche Etappen zur Automobilsammlung „Steim“ in Schramberg

Die letzte Ausfahrt der Saison 2008 war offenbar ein willkommener Anlass für eine Legion von zwanzig Fahrzeugen, Nachzügler mitgerechnet, um das charmante Herbstwetter zu nutzen und im Kreise Gleichgesinnter die Auspuffe auszubrennen. Gerhard hatte eine Strecke von annährend 150 Kilometern ausgewählt, die sowohl zum Be -  als auch Entschleunigen geeignet war.

Vom Offenburger Messeplatz aus wird Gas gegeben. In Gengenbach liften bereits die ersten Frischluftbegeisterten ihre Verdecke und lassen sich bei gefühlten 20 Grad in der Sonne den Wind um die Nase wehen. Auf Nebenstraßen entlang der B 33 passieren wir Lachen, Steinach, Haslach. Weiter kinzigtalaufwärts durch den Schiltacher Tunnel, von dort begleitet uns die ehemalige Eisenbahntrasse entlang der Straße fast bis zur Uhrenstadt Schramberg. Gemütlich kurven die Roadstersportler – gelegentlich gibt ein schleichender Traktor für die ganze Kolonne das Tempo an – gelegentlich muss das Frontfahrzeug warten, bis alle wieder aufgeholt haben – gelegentlich bleiben Passanten stehen -, denn wann hat man so eine stattliche Anzahl von rollenden Individualkutschen gesehen. !

Hinter Schramberg sprinten die Pferdestärken auf vierspurig ausgebauter Bergstrecke nach Sulgen. Im Hotel-Restaurant „Drei Könige“ ist Mittagsrast. Vom Fahren hungrig schmecken die reichlichen Portionen. Wohltuend die hellen Gasträume und die Aussicht auf die Schwarzwald – und schwäbische Alblandschaft. Reger Austausch beim Essen: „Wie hat denn deiner die Strecke durchgezogen?“

Von der Kutsche bis zum Rennwagen

Auf geht’s nach der Stärkung – wir sind zur Führung durch die Oldtimer-Sammlung „Steim“ in Schramberg angemeldet. Auf dem museumseigenen Parkplatz finden alle einen Platz – wichtig bei 20 Fahrzeugen!!!

Am 25. Mai 2007 wurde das Museum „Steim“ eröffnet. Es zeigt mit über 100 historischen Fahrzeugen von der Kutsche bis zum Rennwagen alles was ein Privatsammler im Laufe von Jahrzehnten zusammengetragen hat. Holzspeichen, aus Weiden geflochtene Schirmständer und Karbidbehälter zieren die ältesten Kultmobile aus einer Zeit, als das motorisierte Fahren noch ein Abenteuer mit nicht vorhersehbaren Risiken war.

Übersichtlich in vier langen Reihen, verteilt auf zwei Etagen, stehen sich deutsche Kriegsfahrzeuge, Feuerwehrautos, ein alter Spritzenwagen von 1888, VW Käfer und andere Raritäten gegenüber. Chrom blitzt ! 80 Prozent aller Fahrzeuge seien fahrtüchtig, erzählt die fachkundige Führerin. Ehrfürchtig bestaunt wird ein Maybach, dessen Wert sich vergleichen lässt mit fünf Einfamilienhäusern. In diesem Luxusschlitten sind 4,6 Kilometer elektrische Leitungen verlegt, erfahren wir. Amerikanische Straßenkreuzer, Flugzeugmutterschiffen gleich, brauchen wegen ihrer XXL-Länge sicher einen Autobusparkplatz, fachsimpeln einige Roadsterfreunde. Faszinierend die schwülstigen Sofasitze. Breit, komfortabel aber total unhandlich im europäischen Straßenverkehr sind diese Vorlieben der Amerikaner. Himmelblau ein Cadillac Eldorado von 1955.

Anekdoten am Rande hören wir über den vergleichsweise schlicht-soliden Mercedes von Bundspräsident Heinrich Lübcke. Ein 300er Mercedes, genannt nach Bundeskanzler „Adenauer“, vervollständigt die umfangreiche Sammlung amerikanischer und europäischer Automodelle.

Viele unserer „älteren Semester“ erinnern sich beim Ausstellungsrundgang an frühere Zeiten, als ein Messerschmidt mit Lenkbügel, eine Isetta mit Notausstieg oder ein viersitziges Gogomobil noch eine pulsjagende Anschaffung war. Heute bestechen sie durch Originalität in der Sammlung „Steim“.

Die lange Abwärtstour von Schramberg bis ins Kinzigtal mäandert sich an abgelegenen Bauernhöfen vorbei, durch romantische Täler über schmale, wenigbefahrene Promillesträßchen bis zum Abschiedshändedrücken bei Stöcken (zwischen Steinach und Biberach).

Für die meisten Roadster und ihre Chauffeure beginnt nun die Winterpause. Kein Grund zur Trübsal, denn wir haben ja immer noch den monatlichen Stammtisch!

Bericht: Susanne Vaternahm